Wie mich die positive Verstärkung durch Schwangerschaft und Geburt trägt.
“Hast du denn keine Angst vor der Geburt?”
Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt, seit ich von meine Schwangerschaft erzählt habe. In den meisten Fällen schwingt mir zeitgleich eine große Portion Unsicherheit, Nervosität und eben auch Angst entgegen, die so viele vor der Geburt erwarten.
Ich brauchte ein bisschen Zeit, um mich von diesem Schwall zu distanzieren und habe in den letzten Monaten gelernt, jene Menschen mit ihren Erlebnissen und Gefühlen als Individuen zu sehen und ihre Ängste nicht auf mich zu übertragen.
Davon möchte ich euch gerne erzählen.
Es ist ein Phänomen, dass Frauen anderen werdenden Müttern wie mir vor allem von den Schrecken der Geburt erzählen möchten. Von den quälenden, letzten Wochen des Wartens und der Ungewissheit, wann es endlich los geht. Von den Schmerzen, durch die man durch muss, um endlich den Schatz in den Armen zu halten, auf den man so viele Monate sehnlichst gewartet hat.
Rückblickend betrachtet habe ich anfangs noch versucht aufmerksam zuzuhören und mir wichtige Tipps herauszufiltern. Irgendwie dachte ich, dass sich all die Geschichten wie ein Puzzle zusammenfügen würden und ich am Ende dann den Schlüssel zu einer Geburt erhalte, die ich schon irgendwie überstehen würde.
Deine Angst ist nicht meine Angst.
Und dann habe ich erkannt, dass die Geschichten und Traumata anderer Menschen nichts mit mir zu tun haben und der Schlüssel zu meiner ersten Geburt in mir selbst liegt.
Ganz bewusst habe ich mich dann gegen Vorbereitungskurse entschieden. Ich habe gemerkt: Das passt einfach nicht zu mir und meiner Art mit neuen Umständen in meinem Leben umzugehen. Ich finde andere Wege, um herauszufinden, wie mein persönlicher Schlüssel zu einer selbstbestimmten Geburt aussehen wird.
Ich bin froh, dass ich bei allen Entscheidungen vor allem meinem Bauchgefühl Raum gegeben habe, denn um den geht es hier schließlich und mein Bauch und ich waren in den vergangenen Monaten eigentlich immer ein ziemlich gutes Team. Viel klarer als zuvor habe ich Entscheidungen in Absprache mit meinem Bauch getroffen und nie wurde ich von diesen Entscheidungen enttäuscht.
Stärke und Vertrauen übertragen:
Wie ich die positive Verstärkung für Schwangerschaft und Geburt nutze.
Worauf lenken wir unseren Fokus und was bewirkt das bei unserem Gegenüber?
Jede Mutter hat ihre eigenen Geschichten zu erzählen, ihre eigenen Gefühle und Gedanken. Sie sind nicht fehl am Platz und es gibt sicher Räume, in denen sie gut aufgehoben sind. Aber ich habe zum Glück recht schnell entschieden: Sie gehören nicht in meinem Raum.
Sie gehören nicht zu mir als junge, schwangere Frau, die sich unglaublich auf ihr erstes Baby freut und sich eine selbstbestimmte, kraftvolle und glückliche Geburt wünscht.
Das zu lernen und diese Distanz zu finden und zu wahren war in den vergangenen Wochen und Monate eine meiner Aufgaben, und nicht, wie man meinen könnte, die Aufgabe aller Frauen, die mir so gerne von ihren Erlebnissen berichten wollten.
Denn was ich ebenfalls lernen durfte, und das empfinde ich bisher als wunderbare Erfahrung:
Das Thema “Schwangerschaft und Geburt” verbindet Menschen.
Uns haben so unglaublich viele Nachrichten erreicht von Menschen, die sich mit uns freuen, uns alles Liebe für diesen Lebensabschnitt wünschen und uns ihre Unterstützung angeboten haben. Gespräche wurden intensiver und ich habe spüren dürfen, wie viel Liebe und Licht ein Kind in die Welt bringen kann, lange bevor es seinen ersten Atemzug getan hat.
Diese Verbindung, die Rückbesinnung auf das wichtigste im Leben, nämlich die Liebe, das alles ist viel größer und stärker, als ich es mir vorstellen konnte. Ich habe nur zu gerne den Fokus auf den positiven Zuspruch, die gemeinsame Vorfreude, die gegenseitige Unterstützung und das Gemeinschaftsgefühl gelegt. Und wenn ich den Erzählungen glücklicher Mütter glauben darf, dann liegt das Beste noch vor uns.
Darauf freue ich mich sehr!
Was habe ich in der Schwangerschaft gelernt?
Die größte Hürde für mich war und ist bis heute: Hilfe annehmen. So viele Menschen haben mir in den vergangenen Wochen und Monate Päckchen abgenommen, die ich nicht mehr selbst tragen konnte. Echte Päckchen, Zeitpäckchen, Taxipäckchen, Pferdefütterpäckchen, Verantwortungspäckchen, Mutmachpäckchen und viele mehr.
Ich musste mir viel Ruhe gönnen und manchmal habe ich ein wenig zu spät wahrgenommen, wann mein Körper sie brauchte. Die Zeit steht schließlich nicht still, nur weil man schwanger ist, und wir haben neben einer kirchlichen Hochzeit auch ausgerechnet in diesem Jahr unser Traumhäuschen gekauft, welches sich gerade, der unglaublichen handwerklichen Leistung meines Mannes, meines Schwiegervaters und vielen anderen Helfern sei Dank, Stück für Stück in unser Familiennest verwandelt.
Dazu kommt, dass 2017 mein erstes, selbstständiges Jahr war und ich neben sechs Onlinekursen auch noch das Herzensprojekt Pfernetzt und Horsebond Seminare veranstaltet habe. Deshalb komme ich direkt zum nächsten, wichtigen Punkt auf meiner Liste:
Selbstliebe!
Wohl selten habe ich so viel über meinen Körper gestaunt und möchte meine Hochachtung vor allen Müttern dieser Welt aussprechen.
Es ist ein Wunder, was der Körper alles (er-)schaffen kann. Die kleinen und großen Veränderungen an meinem eigenen Körper habe ich immer versucht mit liebenden Augen wahrzunehmen. Auf gesunde Ernährung, viel Schlaf und Pausen zur richtigen Zeit achte ich zwar schon seit vielen Jahren, also lange Zeit vor meiner Schwangerschaft, und doch bin ich nach neun Monaten Veränderung und Höchstleistung meinem Körper sehr dankbar, wie gut er das alles gemeistert hat.
Zuletzt möchte ich an dieser Stelle noch einmal die Achtsamkeit erwähnen, zu der ich in der Schwangerschaft jetzt einen noch intensiveren, persönlichen Zugang gefunden habe. Sie hilft mir, die kleinen und großen Wunder des neuen Lebens (wie die anfangs zarten und immer kräftiger werdenden Bewegungen meines Babys) noch bewusster zu erleben und mich auf die Geburt vorzubereiten.
Als mir meine Hebamme die verschiedenen Atemtechniken für die Geburt erklärte, musste ich breit grinsen: Nicht anders arbeite ich mit Pferden. Atmung als Schlüssel hilft mir in den meisten Situationen. Die Übungen haben mir in den letzten Wochen schon sehr durch die Übungswehen geholfen und mir zusätzlich viele Entspannungs- und Achtsamkeitsmomente fernab der Schwangerschaft geschenkt.
Die Wellen des Lebens reiten.
Diese besondere Etappe meiner Reise hat mir jedoch nicht nur neues Wissen über die Entstehung eines neuen Lebens geschenkt, sondern auch einiges über das Leben selbst, ganz losgelöst von dem Gedanken an Babys und Geburten. Immer wieder bin ich darauf gestoßen, statt des Wortes Wehen den Begriff Wellen zu nutzen.
Wellen bauen sich langsam auf, bleiben tosend und kräftig für die Zeit, in der sie sich brechen und ziehen sich dann wieder zurück und sammeln neue Kraft.
Genau genommen war auch meine Schwangerschaft geprägt von Wellen, mal größer und tobender und mal ganz sanft und leicht, kaum spürbar. Manche waren hochemotional und manche einfach körperlich sehr anstrengend und kräftezehrend.
Ich bin dankbar, dass ich mir in besonders stürmischen Wellen tatsächlich die Auszeiten nehmen konnte, die mein Körper so sehr gebraucht hat. Ein neues Leben zu erschaffen kann ziemlich anstrengend sein und auch die Hormone spielen manchmal echt verrückt. Selten war ich bisher so glücklich über meine Entscheidung selbstständig zu sein und mir die meisten meiner Tage so gestalten zu können, wie es für mich passt. Das ist für mein Empfinden wirklich purer Luxus gewesen in dieser Schwangerschaft.
Ich habe Vertrauen in meinen Körper, in das Leben und in die Menschen, die mich begleiten.
Meinem Körper vertraue ich seit Beginn dieser Reise. Angst vor der Geburt habe ich bisher keine verspürt, eher eine neun Monate wachsende Vorfreude und Spannung auf dieses wichtige Kapitel. Aber ich weiß, dass ich auch Verantwortung abgeben darf.
In der 10. Woche meiner Schwangerschaft habe ich mich für die Unterstützung durch eine Beleghebamme entschieden. Mir war die Vorstellung ein Graus, dass meine Geburt womöglich mehrere Schichtwechsel der Hebammen im Krankenhaus beinhalten würde und ich wollte mich schon vorher darauf einstellen können, wer in diesen besonderen Stunden an meiner Seite sein würde.
Wir haben uns immer wieder getroffen und vor allem einfach geredet – wenig über die Geburt an sich, weil ich gar nicht so viele Fragen hatte, sondern einfach über aktuelle Themen, um Vertrauen aufzubauen und uns zu beschnuppern. Als ich an einem Tag doch mit einem Haufen Fragen um die Ecke kam, die rückblickend eher persönliche Wünsche für meine Geburt waren, stand sie mir mit Rat und Tat zur Seite.
Mir hilft es sehr für die anstehende Geburt, dass mein Mann und meine Hebamme beide wissen, was mir wichtig ist. Ich habe keinen Geburtsplan geschrieben (genau, wie ich auch meine Hochzeit nicht durchgeplant habe – einfach um mich nicht auf Details zu versteifen, die ich eh nicht beeinflussen kann, und den Moment zu nehmen, wie er kommt), aber ich habe ausgesprochen, was mir wichtig ist.
Wie so oft im Leben wünsche ich mir auch für die Geburt vor allem ernst genommen und mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen gesehen zu werden. Dass mein Mann das gut meistern wird, daran habe ich keinen Zweifel. Seit Beginn dieser Reise steht er mir unermüdlich und treu zur Seite und unterstützt mich, wenn ich ihn brauche.
Für mich ist klar, dass die Geburt als nächste Etappe unserer Reise nicht bloß der Geburtstag unseres Babys, sondern vor allem unsere Geburt als Eltern sein wird. Eine von vielen weiteren Hürden, die wir als Liebespaar gemeinsam meistern werden.
Zurück zur Gelassenheit und den Wellen des Lebens.
Mir ist klar: Die Wellen kommen auch ohne meine Sorgen. Und sie gehen auch wieder, nachdem sie sich ihren Raum genommen haben.
Ich habe mich beim Tippen dieses Textes gefragt, ob es besonders mutig oder naiv von mir ist, über meine Gedanken und Wünsche zu einer selbstbestimmten, kraftvollen und glücklichen Geburt zu schreiben. Noch steht das Ende der Schwangerschaft, das sagenumwobene Finale schließlich vor mir und ich muss auf diese Erfahrung noch ein wenig warten – vielleicht ein paar Tage lang, vielleicht aber auch noch wenige Wochen.
Und dann ist mir aufgefallen, dass ich meiner Philosophie ruhig treu bleiben darf:
Schließlich ist die Zukunft immer ungewiss, ganz egal, um welches Thema es geht.
Mein Vertrauen in das Leben wird mich durch die Geburt tragen, wie an jedem anderen Tag.
Es wird am Ende gut werden.
Und wenn mich die positive Verstärkung eines gelehrt hat, dann dass das Glück bereits am Anfang stehen darf.
Ebook zur Schwangerschaft mit Pferd
Nach meiner Babypause wird übrigens mein aktuelles Herzprojekt, mein Ebook zur Schwangerschaft mit Pferd fertig sein. Darin nehme ich euch mit durch die intensiven Monate meiner Schwangerschaft, erzähle von den Höhen und Tiefen, die diese Reise mit sich gebracht hat und möchte euch vor allem Mut mit auf den Weg geben, euch in dieser wichtigen Zeit nicht von den Pferden zu distanzieren.
Meine Stute Faible war mir von Beginn an ein großer Anker und eine unglaubliche Unterstützung, und ich bin sicher, dass so eine Unterstützung auf einzigartige Weise auch in euren Pferden steckt. Schon jetzt bin ich aufgeregt, diese Geschichten mit euch zu teilen!
Alles Liebe für die Schwangeren, für die jungen Mütter und Väter unter euch und für diejenigen, die das Wunder des Lebens auf eine andere Art und Weise miterleben dürfen.
Bei Instagram könnt ihr übrigens unter dem Hashtag #SchwangerschaftundPferd ein paar Geschichten, Bilder und Videos von mir und anderen “Pferdemenschen in Umständen” lesen. Ich freue mich, wenn ihr den Hashtag auch für eure Geschichten nutzen möchtet, um in Zukunft anderen werdenden Müttern einen Einblick davon zu schenken, dass eine Schwangerschaft ganz viel Potential zur Beziehungsstärkung mit dem eigenen Pferd bietet.
Und natürlich freue ich mich auch, wenn ihr mir hier, auf meiner Facebook Seite oder bei Instagram einen Kommentar schreiben möchtet, wenn euch der Beitrag gefallen hat. ♥
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches, großes Dankeschön an Katja Danielski von Fellfotografie, die Faible und mich schon seit vielen Jahren fotografisch und freundschaftlich begleitet!
Noch nie war ich mir so sicher bei einer Frau, dass sie eine wunderbare Geburt und eine tolle Mutter wird, wie bei dir <3 Ganz zu schweigen, dass du das wunderbar in Worte fassen kannst! Ich denke nicht, dass wir noch ein Kind bekommen werden, aber wenn doch, dann werde ich mich (auch wenn ich schon 2-fache Mama bin) unbedingt an deine Worte erinnern und mir noch einmal zu Herzen nehmen.
Bleib wie du bist, liebe Miri <3
Liebe Miri,
vielen Dank für diesen wunderschönen Beitrag. Er hat mich sehr berührt und mir den wunderbaren Moment der Geburt meiner Tochter wiedergebracht, wo ich mich plötzlich in einer Welle des Lebens wiederfand, das war ein fliessen und getragen werden und beschützt sein.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute
Sofia
Hallo Miriam,
Alles Gute für Dich, Dein Kind, Deinen Mann und Euren weiteren Weg
Dein alter Arbeitskollege von der Elotherm
Burkhard.
P.S. Wir kommen mit unseren Pferden jetzt auch besser zurecht und Lenya reitet immer besser. Tristan beißt aber immer noch, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Lieber Burkhard,
vielen Dank für deine guten Wünsche, ich habe mich sehr gefreut! Schön, dass ihr noch dran bleibt und das Ponyfieber weiter anhält.
Viele liebe Grüße! 🙂
Miri