Es ist zwei Uhr in der Nacht, alle schlafen friedlich.
Plötzlich schießt unsere Hündin ans Fenster und schreckt uns mit ihrem Bellen aus dem Schlaf. Mein Zweijähriger erschrickt so sehr, dass er am ganzen Körper zittert und weinen muss.
Ich nehme ihn in den Arm, flüstere ihm zu, dass er sicher ist und ich auf ihn aufpasse. Doch die Angst sitzt ihm noch in den Knochen, sein kleiner Körper bebt und ich höre, wie er zwischen seinen Schluchzern kurze, schnelle Atemzüge nimmt.
“Du hast ganz doll Angst, stimmt’s?”, benenne ich sein Gefühl. “Lass uns mal zusammen ganz tief einatmen und dann die Luft langsam wieder auspusten.”, schlage ich ihm vor, während ich ihn weiter fest umarme.
Obwohl ich das nun schon so oft erlebt habe, begeistert es mich auch in dieser Schrecksekunde mitten in der Nacht aufs Neue:
Mein Kind hört, wie ich ganz bewusst einen tiefen Atemzug nehme, und ganz langsam ausatme – und macht mit.
Nach wenigen Atemzüge ist das Zittern verschwunden und er sinkt beruhigt in sein Kissen und schläft wieder ein.
Ganz im Gegensatz zu mir: Ich denke noch lange darüber nach, wie wertvoll das gemeinsame Atmen für meine Kinder und mich ist, und nehme mir fest vor, dieses Wissen und meine Erfahrungen nicht für mich zu behalten.
Denn wenn Du einmal gelernt hast, Deine Atmung zu kontrollieren, wirst Du spüren:
Und das ist eine großartige Fähigkeit, welche wir schon den kleinsten Kindern mit auf ihren Weg geben können. Ich habe bereits mit den Übungen angefangen, als meine Kinder noch Babys waren. Und das kannst Du auch!
Wenn Dein Kind gewohnt ist, Dein ruhiges, bewusstes Atmen zu spiegeln und es spürt, wie gut das tut, dann kannst Du damit beginnen, es aktiv einzusetzen. Zum Beispiel, wenn es wütend ist, oder Angst hat. So wie in meiner Geschichte zu Anfang des Beitrags.
Ich gehe dafür dann auf die Augenhöhe des Kindes und lege meine Hand auf mein Herz oder auf den Bauch.
Die Sideeffects der Übung sind wirklich toll, denn wir zeigen ihnen folgendes:
1. Mama / Papa lässt mich nicht alleine mit meinen Gefühlen.
2. Wenn ich ruhiger atme, beruhige ich mich auch in mir drin.
3. Ich bin sicher (in meinem Körper). Ich bin nicht hilflos, sondern kann selbst etwas (gegen meine Angst / Wut / …) tun.
Vor ein paar Monaten hat das bewusste, ruhige Atmen bei einem meiner Kinder womöglich ein großes Unglück verhindert. Es hat sich verschluckt, und konnte für einen unendlich erscheinenden Moment kaum Luft bekommen. Mein persönlich größter Albtraum als Mama!
Selbst in dieser höchst gefährlichen Situation hat er sich auf das gemeinsame Atmen einlassen können und ich konnte seine Luftröhre durch Erste Hilfe Griffe wieder frei bekommen. Nicht nur ihm hat die Atmung geholfen: Auch ich konnte somit einen klaren Kopf bewahren und ruhig bleiben, um ihm zu helfen.
Gab es Momente, in denen Dir die bewusste Atmung auch geholfen hat? Vielleicht magst Du sie oder Deine Gedanken zur bewussten Atmung in den Kommentaren mit anderen teilen. 🖤
LIEBESBRIEFE FÜR MAMAS
Am 14. Mai beginnt mein neues Mindful Mama Projekt. Ich schreibe Dir täglich Briefe (in Dein Emailpostfach) und schicke Dir bis zum 28. Mai Mama-Rückenwind, wertvolle Tipps, lustige und liebevolle Anekdoten und viel Inspiration, um mehr Leichtigkeit und Liebe in Deinen Alltag zu bringen. Bist Du dabei?
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So ein wichtiger und schöner Beitrag Miri! Ich habe das bewusste Atmen mit meinem Sohn, für uns beide, schon als Baby bei der Einschlafbegleitung genutzt. Es ist unglaublich welch positiven Einfluss es für beide Seiten hat. Jetzt im Kleinkindalter bekommt es nochmal einen neuen Wert.
Hallo Julia! Ja, total! Ich fand die Einschlafbegleitung mit Babys manchmal richtig schwer (für beide Seiten). Das Atmen hat uns manchmal regelrecht gerettet. Dass wir es heute so bewusst einsetzen können, verdanken wir glaub ich auch meiner Übung in der Babyzeit. 😀 Da war für mich total wichtig, mich in meinem Körper immer wieder selbst zu vergewissern, dass ich wirklich sicher bin. Hat sich nämlich nicht immer so angefühlt mit diesen ziemlich lauten, hilflosen Menschlein. Danke für Deine Gedanken!